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Der Motor will unter Druck stehen

Wenn der Motor nicht mehr richtig laufen will, ist es an der Zeit die Zündung einzustellen. Bringt das noch nicht den erwünschten Erfolg, dann kommen die Ventile an die Reihe. Üblicherweise sind auch die Ventile verantwortlich, wenn der Motor nach dem Starten furzt, spuckt und stottert. Mit etwas Geschick ist es kein Problem die Ventile sauber einzustellen. Die Einstellung muß bei kaltem Motor vorgenommen werden. Also erstmal stehen lassen und in aller Ruhe die Kotflügel abnehmen. Damit liegen die Ventildeckel frei. Vor dem Abnehmen muß unbedingt ein Behälter zum Auffangen des Öls untergestellt werden. Bewährt hat sich hier eine leere Dose von Bratheringen - flach und lang genug für den Ventildeckel. Beide Deckel zusammen enthalten etwa 0.25 l Öl.

Wenn die Dosen untergestellt sind, kann die Halteschraube des Ventildeckels mit einem 12er Schlüssel demontiert werden. Der Deckel klebt dann meist mit der Dichtung fest. Wenn der Vorgänger die Dichtung mit Dichtmasse verklebt hat, ist es oft sehr schwierig, den Deckel abzunehmen. Diese Behandlung mit Dichtmasse ist vollkommen unnötig, ist aber leider sehr oft zu sehen. Vorausgesetzt der Deckel ist nicht kaputt, kann die neue Dichtung mit etwas Geschick und Vorsicht auch ohne Dichtmasse eingesetzt werden!

Klebt der Deckel fest, dann versucht bitte nicht, mit einem Abzieher oder ähnlichem den Rand zu traktieren. Auch ein Weghebeln zerstört den Rand und damit den Deckel, er Deckel läßt sich mit vorsichtigen Schlägen mit einem Gummi- oder Plastikhammer lösen.

Sobald beide Deckel ab sind, kann mit der Einstellung der Ventile begonnen werden. Die Ventile werden von der Nockenwelle über Stößelstangen gesteuert. Drückt die Nockenwelle die Stange hoch, dann lenkt der Kipphebel die Bewegung als Druck auf das Ventil um. Das Ventil wird hinuntergedrückt, es öffnet.

Im entspannten Zustand muß zwischen dem Kipphebel und dem Ventilschaft ein Spiel von 0.2 mm sein. Dieses Spiel gilt es einzustellen. Der Grund für dieses Spiel ist die unterschiedliche Längendehnung der verschiedenen Materialien bei Hitze. Als Voraussetzung für die Einstellung muß die Nockenwelle in der richtigen Position stehen. Bei welcher Stellung nun welches Ventil einzustellen ist, dafür gibt es verschiedene Methoden. Die von Citroën empfohlene Methode stammt ebenso wie die andere Methode aus der Vier- oder Mehrzylinder-Technik. Der Hintergrund ist, daß die Mechaniker nicht für jeden Motortyp eine andere Methode lernen müssen. Beide Einstellarten sind jedoch relativ kritisch. Zudem ist die Nockenwelle anscheinend nicht präzise genug gefertigt. Für die Ente mit dem Zweizylinder hat sich die dritte Methode als die zuverlässigste bewährt. Vorstellen möchte ich Euch trotzdem alle drei Wege.

Methode 1 (Gegenüberliegende Ventile):

Der Motor wird genau soweit gedreht, daß ein Ventil auf der einen Seite voll geöffnet hat. Nun ist das gleiche Ventil am anderen Zylinder einzustellen. Diese Prozedur ist für jedes Ventil durchzuführen.

Methode 2 (Gleiche Seite):

Ein Ventil wird voll geöffnet, das andere Ventil auf dieser Seite ist einzustellen. Auch das ist für jedes Ventil durchzuführen.

Methode 3 (Auf Kippe):

Auf einer Seite müssen beide Ventile in der gleichen Position stehen. Das Auslaßventil ist gerade dabei zuzugehen, das Einlaßventil ist gerade auf dem Weg zu Öffnen. Haben beide Ventile die gleiche Höhe erreicht, dann sind auf dem anderen Zylinder beide Ventile einzustellen.

Diese 3. Methode halte ich für die sicherste und einfachste. Es erscheint zwar im Moment etwas kompliziert diese Position zu erreichen, mit etwas Verständnis der Grundlagen des Viertaktmotors wird es aber zum Kinderspiel.

Zunächst die Theorie: Bei einem Zylinder ist das Auslaßventil geöffnet, der Kolben bewegt sich nach oben; dieser Zylinder ist im Ausstoßtakt. Das verbrannte Gas wird ausgestoßen. Kurz bevor der Kolben den Umkehrpunkt (Oberer Totpunkt) erreicht hat, beginnt das Auslaßventil zu schließen. Gleichzeitig beginnt das Einlaßventil zu öffnen. Mit der Bewegung nach unten muß ja frisches Gemisch angesaugt werden. Genau im Umkehrpunkt (OT) sind beide Ventile auf Kippe. In diesem Moment hat der andere Zylinder seinen Arbeitstakt. Bei ihm müssen nun logischerweise beide Ventile voll geschlossen sein. Erst nach einer Umdrehung der Kurbelwelle darf sich das nächste Ventil wieder bewegen. Diese Position ist also soweit wie möglich weg von der nächsten Nocke auf der Nockenwelle.

Um nun in der Praxis die richtige Position zu finden, kann man auf die Markierung für die Einstellung der Zündung zurückgreifen. Der Zündzeitpunkt ist 8° vor OT. Um die Kurbelwelle, und damit auch die Nockenwelle, in die richtige Position zu bringen, muß die Schwungscheibe etwas mehr als 2 Zähne am Zahnkranz weitergedreht werden. Jeder Zahn entspricht etwas mehr als 3°. Damit läßt sich sehr leicht die richtige Position der Nockenwelle einstellen. Nun zur Praxis: Um die Kurbelwelle zu drehen, kann man den 14er Steckschlüssel verwenden, mit dem man auch das Lüfterrad demontieren kann. Steht die Kurbelwelle in der richtigen Position, dann kann das Ventilspiel geprüft werden. Das Spiel ist genau richtig, wenn das 0.2 mm Blatt der Fühlerlehre gerade noch in den Spalt zwischen dem Kipphebel und dem Ventilstößel hindurchpaßt. Wenn man die Lehre losläßt darf sie nicht herunterfallen.

Bild 1 Zylinderkopf beim Einstellen

Bild 1 Zylinderkopf beim Einstellen

Um das Spiel einzustellen muß die Kontermutter der Einstellschraube mit einem 10er Ringschlüssel gelöst werden. Mit dem Schraubendreher ist nun die Schraube so einzustellen, daß die Fühlerlehre gerade noch durchzuziehen geht. Wenn die Kontermutter festgezogen wird, verdreht sich aber auch die Einstellschraube. Das kann man kompensieren, indem man von der richtigen Einstellung der Schraube etwa 1/4 Umdrehung nach links dreht. Beim Anziehen der Kontermutter den Schraubendreher gut festhalten. Bis die Mutter richtig fest ist, hat sich die Schraube die 1/4 Umdrehung zugezogen, damit stimmt die Einstellung nun. Wieweit Ihr die Schraube zurückstellen müßt, um mit fester Kontermutter dann das richtige Maß zu haben, müßt Ihr selbst ermitteln.

Wenn alle Ventile eingestellt sind, werden die Ventildeckel mit NEUEN Dichtungen wieder eingebaut. Vor dem Einbau sind die Deckel und der Zylinderkopf zu reinigen. Am Ventildeckel muß auch der Rand für die Dichtung komplett sauber sein.

Die neue Dichtung wird auf den Deckel gelegt und beim Einsetzen des Deckels rechts und links mit dem Zeigefinger festgehalten. Die Dichtung ist erst im letzten Moment loszulassen. Der Deckel ist mittig auf den Zylinderkopf zu schieben. Damit sitzt die Dichtung mit etwas Geschick genau richtig, auch ohne den Einsatz von Kleber oder Dichtungsmasse.

Zum Anziehen der Mutter auf dem Ventildeckel hat es sich bei mir bewährt, einen 12er Ringschlüssel zu verwenden. Die Mutter darf keinesfalls zu fest angezogen werden, sonst würde der Deckel in der Mitte zu weit an den Zylinderkopf herangezogen. Damit wölbt sich der Rand hoch. Ist das geschehen, dann ist der Deckel kaputt!

Also mit Gefühl anziehen - ich greife den 12er Ringschlüssel immer ganz innen. Damit ist der Hebel kurz und die Gefahr der Überdehnung geringer. Um die Dichtigkeit zu prüfen, lege ich etwas Reinigungspapier auf den Rahmen und lasse den Motor einige Minuten laufen. Tropft noch Öl, dann ist die 12er Mutter noch etwas fester anzuziehen. Vor dem nächsten Versuch die Unterseite des Ventildeckels putzen. Sind beide Deckel wieder dicht, dann habt Ihr es geschafft.

Noch einige Worte zu Problemen mit dem Ventilspiel. Passiert es häufiger, daß das Auslaßventil keinerlei Spiel mehr hat, dann sind die Ventile kaputt. Wir hatten diesen Effekt bereits einige Male. In mindestens einem Fall war dies eindeutig auf schlechtes Benzin zurückzuführen. Der gesamte Zylinderkopf hatte eine dicke Kruste von Ablagerungen, auch die Zündkerze war verkrustet. Diese Ablagerungen saßen auch auf dem Ventilsitz. Dieser eingesetzte Ring ist ebenso wie das Ventil gehärtet. Das Auslaßventil wird über den Ventilsitz gekühlt. Durch die Verkrustung kann nun die Wärme nicht mehr abgeführt werden. Das Ventil heizt sich durch die heißen Auspuffgase auf, das Ventil beginnt zu glühen. Damit ist die Härtung zerstört, das Ventil wird ab jetzt vom Sitzring zerstört. Das nun weiche Ventil arbeitet sich in den Zylinderkopf hinein. Damit verringert sich das Ventilspiel. Irgendwann ist es soweit, daß das Auslaßventil überhaupt nicht mehr schließt. Damit ist die Kompression zum Teufel, der Motor läuft nicht mehr richtig oder startet überhaupt nicht mehr. In diesem Fall müssen die Ventile gewechselt werden. Damit sollte das Problem dann gelöst sein.

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